Aus der Krise in die Chance I – die 4 Phasen
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02.06.2020Mein erstes Feedbackgespräch als Führungskraft fand vor über zehn Jahren statt. Ich kann mich aber noch gut daran erinnern, dass mir von meinen Vorgesetzten in Bezug auf Entscheidungen eine konsequentere und aktivere Haltung empfohlen wurde. Das heißt im Klartext: Ich war zu zögerlich, wenn es darum ging, eine konkrete Entscheidung anzugehen.
Was passieren kann, wenn man Entscheidungen herauszögert, hat sicherlich jeder schon einmal erlebt oder beobachtet – die Entscheidung wird für einen getroffen und man hat den Einfluss auf deren Konsequenzen verloren. Sei es eine verstrichene Frist, ein Vorgesetzter, der die Entscheidung abnimmt, oder einfach ein Zufall, der die Situation in andere Bahnen lenkt. Im schlimmsten Fall wird die Entscheidung an anderer Stelle falsch getroffen.
Ich habe mich nach diesem Feedbackgespräch noch lange mit dem Thema beschäftigt und bin mit der Zeit zum Schluss gekommen, dass ich eine Entscheidung oft nur aus dem Grund aufgeschoben oder umgangen habe, weil ich nicht wusste, wie genau ich eine gute Entscheidung treffe. Also habe ich mir Konzepte überlegt und Kriterien gesammelt, die eine Ermessensfrage so klar und deutlich aufbereiten wie möglich – es mir also einfacher machen, eine Entscheidung zu treffen.
Wie ich heute bei
einer größeren Entscheidung vorgehe, sieht ungefähr folgendermaßen aus:
Durch Fragen zur Klarheit
Eine typische Entscheidungssituation beginnt oft damit, dass eine Frage gestellt wird. Sobald das der Fall ist, drehe ich den Spieß um und stelle selbst Fragen – in erster Linie an mich selbst.
Diese 4 Fragen zeigen mir nicht nur, wo die Priorität der Entscheidung einzuordnen ist oder was der wichtigste Punkt der Entscheidung ist (Budget, Zeit, Strategie?), sie helfen mir auch dabei, überhaupt festzustellen, ob die Entscheidung bei mir in der richtigen Hand liegt.
1. Liegen alle Informationen vor?
Hier geht es in erster Linie darum, einen möglichst vollständigen Überblick zu bekommen. Das fängt damit an, dass ich checke, worum es eigentlich in der Entscheidung geht. Wo liegt das Problem, weshalb muss die Entscheidung getroffen werden? Die Infos helfen dabei, schon mal ein erstes Gefühl für die Sache zu bekommen und mich in die einzelnen Szenarien der Entscheidung reinzudenken.
2. Kann ich die beste Entscheidung treffen?
Bei dieser Frage stellst du fest, ob du in deiner Rolle wirklich die besten Karten hast. Ganz konkret: Gibt es andere Kollegen, Vorgesetzte oder Mitarbeiter, die von der Sachlage einfach mehr Ahnung haben? Liegt die Entscheidung überhaupt in deinem Zuständigkeitsbereich? Wenn du feststellst, dass du für eine Entscheidung nicht der beste Kandidat bist – kommuniziere das klar und gebe die Entscheidung im Zweifel ab.
3. Ist die Entscheidung dringend und/oder wichtig?
Es gibt Situationen, die schlimmer und komplizierter werden, je länger eine Entscheidung aufgeschoben wird. Mach dir deshalb klar, wie dringend eine Entscheidung ist. Manchmal ist das abhängig von Chancen – liegt ein lukrativer Vertriebsdeal auf der Straße, für den sich ein kleiner Umweg lohnt? – manchmal davon, welche Prozesse eine Entscheidung blockiert.
4. Ist das Hauptkriterium für die Entscheidung klar?
Spätestens bei dieser Frage löst sich bei mir oft der Knoten, wenn eine Entscheidung knifflig ist. Du kannst dir hier klar machen, was die wichtigste Stellschraube in der Entscheidung ist – Umsatz, Kosten, Aufwand, Nutzen, die Möglichkeiten sind zahlreich. Gerade auch strategische Ziele sind oft spielentscheidend. Was mich hier immer wieder fasziniert, ist die Tatsache, dass das Bauchgefühl eine unglaublich hohe Trefferquote hat. Warum also nicht mal den eigenen Instinkt als Priorität setzen?
Einfache Systeme sind die klügsten Systeme
Wenn du dir bei der nächsten wichtigen Entscheidung diese Leitfragen stellen willst, versuche, sie eine nach der anderen mit Ja oder Nein zu beantworten. Jedes Nein bedeutet, dass du an der Stelle tiefer in die Materie eindringst, dir also Informationen beschaffst oder Feedback von Kollegen holst. Erst, wenn du die Frage mit einem klaren Ja beantworten kannst, gehst du an die Klärung der nächsten Frage.
Am Ende des Systems wirst du bemerken, dass dir die Entscheidung zwar nicht abgenommen wird, du kannst diese aber deutlich strukturierter und damit auch entspannter angehen. Das begünstigst natürlich auch die Wahrscheinlichkeit, die richtige Entscheidung zu treffen.
Bedenke aber, dass eine Entscheidung immer bedeutet, eine oder mehrere der Auswahlmöglichkeiten nicht umzusetzen, also etwas bewusst nicht zu tun. Das heißt, dass du dich darin üben wirst, strategische Chancen und Möglichkeiten abzulehnen, um dich auf eine zu fokussieren.
In welcher Entscheidungsfindung bist du einmal richtig ins Schleudern geraten? Wie würdest du diese Entscheidung heute auf Grundlage der vier Fragen treffen?
Teil 2 der Reihe: „Richtig Entscheidungen treffen“ gibt dir Tipps für eine bessere Entscheidungskultur in deinem Team:
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