Aus der Krise in die Chance II – der Münchhausen-Effekt
21.04.2020Richtig Entscheidungen treffen – die 4 Fragen
07.05.2020In dieser Krise gibt es immer viele Verlierer und einige wenige Gewinner! Stimmst du diesem Satz zu? Falls deine Antwort Ja lautet, könnte es sein, dass du noch nicht erkannt hast, welche Chancen die aktuelle Lage für uns alle darstellt. Mehr Zeit für sich, die Familie und die eigenen Bedürfnisse, eine Neuausrichtung im Job, das Entdecken neuer Fähigkeiten und Interessen oder das Fassen neuen Vertrauens in sich selbst – all das steht nach dem Schock, der Angst und der Starre.
Vorweg: Eine echte Chance in der Krise zu entdecken, ist alles andere als simpel. Jeder findet sich anders in der Unsicherheit zurecht und jeder muss seine eigene Strategie finden, um mit den neuen Lebensstandards und dem eventuell völlig veränderten beruflichen Gefüge umzugehen. Ein Patentrezept gibt es also nicht.
Durch meine Arbeit als Coach und Trainer habe ich in den letzten Wochen aber festgestellt, dass Menschen, die besser mit der Krise zurechtzukommen scheinen als andere, ähnliche Strategien verfolgen und auch im Mindset viele Überschneidungen haben. Sie haben es geschafft, durch nur wenige Kniffe und Anpassungen in ihrem Handeln raus aus der Starre zu kommen und zurück zur Dynamik zu finden. So haben sie sich Spielraum für das Entwickeln von Chancen in der Krise geschaffen.
Ich habe mir diese Tricks mal genauer angesehen und sie so ergänzt und aufbereitet, dass sie für jeden anwendbar sind. Bevor ich dir aber zeige, wie du dich münchhausen-gleich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen kannst, ist es wichtig zu verstehen, wo der Sumpf – also die Krise – aufhört und wo die Chance anfängt. Deshalb dreht sich in diesem Beitrag erst einmal alles um die 4 Phasen der Krise, um dir zu helfen, dich selbst zu verorten. Das wird später wichtig, wenn es für dich darum geht, die richtige Strategie für deine persönlichen Bedürfnisse zu finden!
Die 4 Phasen der Krise
Wenn sich in unserem Leben etwas radikal und fremdbestimmt ändert, durchlaufen wir verschiedene Stadien, um diese ungewollte Veränderung verdauen und akzeptieren zu können. Egal ob ein unerwarteter Jobverlust, ein Trauerfall oder eine Trennung. In der Krise der Corona-Welle ist das nicht anders. Zwar haben wir aktuell den Sonderfall, dass wir alle gemeinsam vor dieser Herausforderung stehen – nur steht eben jeder an einem anderen Punkt im Prozess. Denn einige durchlaufen ihn schneller wohingegen andere viel mehr Zeit brauchen, um von einer Stufe auf die nächste zu kommen.
Ich habe den Krisen-Prozess auf vier Phasen heruntergebrochen, die typischerweise alle nacheinander durchlaufen werden müssen. Ein Überspringen oder Abkürzen ist nicht möglich. Ich habe die Phasen zum besseren Verständnis jeweils mit Beispielen aus der aktuellen Corona-Krise erklärt, sie sind aber in jeder Art von Krise gültig.
Die erste Phase – die Verdrängung
Wir alle haben wohl am Anfang der Krise gedacht: Das Virus ist im asiatischen Raum noch sehr weit weg, das betrifft uns ja gar nicht direkt. Dann kam die Corona-Welle zwar näher und die Auswirkungen waren langsam spürbar, dennoch haben viele auf Theorien gebaut, welche die Lage heruntergespielt haben. Einige haben sogar Corona-Partys gefeiert und sind absichtlich in großen Gruppen vor die Tür gegangen, um gegen die Maßnahmen der Regierung zu rebellieren.
In dieser Phase ist rationales Handeln so gut wie unmöglich, denn dein Kopf ist viel zu sehr damit beschäftig, sich in Fantasieszenarien zu flüchten und eine alternative Realität aufzubauen, mit der er viel besser klarkommt. Das ist zwar im eigentlichen Sinne ein Schutzmechanismus unserer Psyche – eigentlich ist dieses Verhalten aber extrem gefährlich. Denn plötzlich tun wir genau das Gegenteil von dem, was uns voranbringen oder helfen würde und die Chance, etwas wirklich Leichtsinniges zu tun, ist hier riesengroß.
Deshalb ist es in dieser Phase wichtig, über eine geübte Selbstreflexion zu verfügen. Diese kann man tatsächlich trainieren und bewahrt einen im Zweifel davor, irrationale Handlungen zu treffen. Falls du Unterstützung in der Selbstreflexion suchst, kann dir mein kurzes Coaching to go helfen: Hier zeige ich dir einen kleinen Trick, mit der du innerhalb von Sekunden weißt, woran du gerade bist!
Auch wenn es weh tut: je schneller du dich mit der echten Realität konfrontierst, desto schneller kommst du in die zweite Phase.
Die zweite Phase – der Schock
Besonders im Businesskontext ist diese Phase besonders schwierig. Egal ob du selbständig arbeitest, Mitarbeiter oder Führungskraft bist, du befindest dich während der Schockphase ganz plötzlich in der Starre. Durch die Konfrontation mit der harten Realität – die Situation ist unausweichlich – fühlst du dich gelähmt und unsicher. Plötzlich greifen alle Kriterien der VUCA-Welt besonders stark, du kannst aber nicht so agil wie gewohnt auf sie reagieren, was zu noch mehr Unsicherheit führt. Hinzu kommen oft finanzielle und existenzielle Ängste, die Verantwortung für Mitarbeiter und Projekte.
Wie reagiert man auf die innere Starre? Und wie kommt man damit zurecht, dass andere eventuell viel schneller aus der Schockphase kommen als man selbst?
Bei vielen ist die Coping-Strategie der Wahl eine Kurzschlussreaktion. Hamsterkäufe, stundenlanges Recherchieren im Netz nach neuen Fallstudien, manche entwickeln sogar ein bevormundendes, missionarisches Verhalten in ihrem Umkreis.
Anders als in der Verdrängungsphase geht die Umsetzungsenergie hier nicht klar gegen den Strom, sondern in eine völlig beliebige Richtung. Es scheint in erster Linie egal zu sein, was getan wird – oder wofür die Handlung gut ist – Hauptsache es wird gehandelt. Man darf das auf keinen Fall mit bewusst getroffenen Entscheidungen verwechseln, die kommen oft sehr viel später, wenn nicht mehr die Angst der Antrieb ist.
Die dritte Phase – die Regelorientierung
Im Nebel der Unsicherheit beginnt man nun, nach Orientierung zu suchen. Für Menschen bedeutet Orientierung häufig, eine Routine zu finden, die mit festen Regeln und Verhaltensweisen einhergeht. Das gibt uns die vermisste Sicherheit zurück.
In dieser Phase kann man deutlich zwei Menschentypen unterscheiden: Solche mit externer Referenz, die Regeln von außen suchen und Ratschläge verpflichtend annehmen, und solche mit interner Referenz, die sich ihre Regeln anhand ihrer eigenen Werte und Erfahrungen bilden.
In beiden Fällen nimmt man eine völlige Neuausrichtung des eigenen Lebens vor: Man hinterfragt Werte, passt diese gegebenenfalls an, beginnt damit, erste neue Ziele zu suchen und sich Ressourcen zu schaffen, um diese zu erreichen.
Das Durchschreiten dieser Phase kostet viel Kraft. Ich vermute, dass sich aktuell sehr viele Menschen in dieser Phase befinden und feststecken, weil sie nicht über die Energieressourcen verfügen, um über diese Phase hinauszukommen. Wenn auch du merkst, dass du hier Hilfe gebrauchen könntest, dann schau dir am besten unsere kostenlose masterclass an. Diese kann dir mit dem einfachen und bekannten System der SWOT helfen, dich neu aufzustellen und Strategien für die Zukunft zu finden.
Die vierte Phase – die Chance
Jetzt kommt die letzte und wohl spannendste Phase im Prozess. Mit der zurückgewonnenen Sicherheit, die du in der letzten Phase durch eine feste Routine und die Neuausrichtung deiner Strategie gewonnen hast, befindest du dich nun auf dem besten Weg, aus der Not eine Tugend zu machen.
In dieser Strategie findest du zurück zur Energie, entwickelst Dynamik und
Kreativität im Bewältigen neuer Herausforderungen. Das heißt nicht, dass die
Angst plötzlich weg ist und du nicht mehr „auf Sicht fahren“ musst – aber du
hast gelernt, dich anzupassen und die Möglichkeiten zu sehen, die sich jetzt
bieten. Das ist nicht nur Gerede, das dich aufmuntern soll. Es gibt viele
Beispiele, welche die positive Wirkungsenergie innerhalb der aktuellen Krise
belegen: Brauereien und Luxus-Parfummarken stellen plötzlich
Desinfektionsmittel her, Schneiderein bieten Online-Kurse für
DIY-Gesichtsmasken an, Köche aus der Firmencafeteria streamen live für
Angestellte im Home-Office bei der gemeinsamen Zubereitung des Mittagessens und
selbst die kleinsten Cafés entdecken plötzlich, wie lukrativ ein Lieferservice
sein kann.
Übrigens bedeutet Chance nicht, dass zwingend ein finanzieller Vorteil entstehen muss. Schaut man sich den Trend-Hashtag #workingoutloud an, sieht man, wie selbstlose Unterstützung richtig viel in Bewegung setzt. Der branchenübergreifende Trend sieht wie folgt aus: Unternehmen stellen ihr eigenes Expertenwissen, zum Beispiel Forschungsergebnisse, kostenlos über Clouds für andere Firmen zur Verfügung, um Innovationsprozesse zu beschleunigen. Falls dich der Trend interessiert, dann schau hier vorbei, um mehr über working out loud zu erfahren.
So bekommt die Krise nach allen egozentrischen Mechanismen vom Hamsterkauf bis zum eigenen Regelkatalog plötzlich solidarische Anwandlungen – und es passiert das, was immer passiert, wenn sich Menschen zusammentun: neue Ideen entstehen, Standards werden zugunsten besserer Alternativen über den Haufen geworfen und man kommt auf Gedanken, die man so vorher nie hatte. Kurz: Man ist nach der Krise stärker als zuvor.
Der erste Schritt ist geschafft!
Du kennst jetzt die 4 Phasen einer Krise und hast vielleicht schon eine Idee, wo genau du selbst stehst. Bist du noch im Schock und suchst nach Regeln? Oder bedienst du vielleicht noch einige Verdrängungsmechanismen, die deine Energie in falsche Bahnen lenken?
Werde dir bewusst, was dich gerade beschäftigt und was du brauchst, um in die nächste Phase zu gelangen. Hier kann dir eine gezielte Selbstreflexion helfen, dich und deine Bedürfnisse besser einzuschätzen. Vielleicht hilft dir dabei dieser Trick aus meinem Coaching to go?
Wenn dir gelungen ist, dich selbst in den 4 Phasen zu verorten, ist der erste Schritt für ein gutes Krisenmanagement schon mal geschafft. Im zweiten Schritt wählst du jetzt eine Strategie für dich aus, die dir hilft, schneller in die letzte Phase der Chance zu gelangen.
In zweiten Teil der Blogserie habe ich die erfolgreichsten Strategien und Tipps für dich gesammelt und erklärt, wie sie dir einen echten Vorteil im Durchlaufen der vier Phasen geben können. Durch sie wirst du schneller, verbrauchst weniger mentale Ressourcen und hast mehr Zeit für Dinge, die dir Energie zurückgeben.